„Wer die Vergangenheit vergisst, ist dazu verurteilt, sie zu wiederholen“ – dieser Satz des spanischen Philosophen und Schriftstellers George Santayana (1863-1952) ist Pfarrer i.R. Martin Hankemeier besonders wichtig. Er kann als Überschrift stehen für sein vielfältiges Engagement in der Friedens-, Versöhnungs- und Gedenkarbeit. „Nur wenn wir uns erinnern, zum Beispiel an die Hexenprozesse oder an den Holocaust, können wir verhindern, dass Ähnliches sich wiederholt“, zeigt sich der heute 78-jährige überzeugt.
Geboren und aufgewachsen in Lemgo, führte ihn das Theologiestudium ab 1957 nach Bethel, Tübingen, Bonn und Münster. Dass es die Theologie und nicht die Medizin geworden war, lag nicht zuletzt an seinem Gemeindepastor in Lemgo-Brake, Heinrich Diestelmeier (1916-2001). Dessen Haltung hatte ihn von früh auf beeindruckt. Diestelmeier engagierte sich unter anderem für das Wachhalten der Erinnerung an die Schrecken des Nationalsozialismus und sei immer ein kritischer Kopf geblieben, der sich unter anderem gegen die Atombewaffnung, aber auch gegen die Errichtung eines Hexenbrunnens in Lemgo einsetzte, so Martin Hankemeier: „Diese Haltung hat mich beeinflusst“.
Hankemeier selbst wurde am 24. Oktober 1965 in Blomberg durch den damaligen Landessuperintendenten Udo Smidt ordiniert.
Zwei Pfarrstellen prägten sein Berufsleben: von 1967 bis 1990 in Lage an der Marktkirche und in Hagen sowie von 1990 bis 1999 in Detmold-West an der Pauluskirche. „Die Gemeindearbeit und die Nähe zu den Menschen war immer das Wichtigste für mich“, sagt Hankemeier im Rückblick. „Wenn es kritische Anfragen gab, habe ich versucht, daraus etwas Positives zu machen. Ich bin stets auf die Menschen zugegangen.“
Der Pfarrer hat viele Gespräche geführt, auch schon mal einen runden Tisch ins Leben gerufen, um, wie er sagt, bei Problemen und Unzufriedenheit „den Stier bei den Hörnern zu packen“. Diese Einstellung kam ihm auch in seinen landeskirchlichen Beauftragungen zugute: so war Martin Hankemeier viele Jahre Beauftragter für Ausländerfragen und Asylsuchende und für den Islam. Er organisierte Feste und hielt Kontakt zu Türken, Spaniern und Yeziden. Zu diesen hatte er stets eine besondere Verbindung, hatte er doch Anfang der 80er Jahre auf einer vom damaligen NRW-Innenminister Herbert Schnoor initiierten Menschenrechtsuntersuchung das Leben der religiösen Minderheit in der Türkei kennengelernt und mit dazu beigetragen, dass die Yezidi der Türkei das Asylrecht erhalten haben.
Lange Jahre hat er sich in der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Lippe engagiert. Sein Interesse für das Judentum und insbesondere für die Geschichte der Juden in Lage hat ihn zeitlebens begleitet. Seine Recherchen über jüdische Familien, die in Lage lebten und Angehörige hatten, die im Dritten Reich ermordet wurden, führten dazu, dass heute eine Holocaust-Gedenkstele im Friedenspark an dieses dunkle Kapitel erinnert.
Als ein weiteres Engagement der vergangenen Jahre beschäftigten ihn die Verbrechen an Frauen, Kindern und Männern im Zusammenhang mit der Hexenverfolgung in der Frühen Neuzeit. Martin Hankemeier war maßgeblich an der Blomberger Erklärung der „Unzerstörbaren Menschenwürde“ von 2012 beteiligt.
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