Der Lebensmitteldiscounter Lidl vermittelt jetzt auch Ökostrom. Und seit kurzem können Verbraucher auch von der Deutschen Bahn Strom aus regenerativen Quellen beziehen. Doch sind die beiden Öko-Tarife empfehlenswert? Die Energie-Experten der Stiftung Warentest haben sich die Angebote angeschaut und sagen, was davon zu halten ist.

Das LIDL-Angebot

Strom von Eon. Lidl verkauft einen Ökostrom-Tarif des Energieriesen Eon. Der Vertrag hat eine Laufzeit von 12 Monaten. Zu finden ist das Angebot auf der Website des Discounters unter Mehr Freude am Lidl-Strom.

Einkaufsgutschein von Lidl. Einen Neukundenbonus gibt es nicht, Neukunden erhalten aber einen Lidl-Einkaufsgutschein im Wert von 10 Euro. Dieses Guthaben ist auf einer elektronischen Geldkarte der Wirecard Bank gespeichert. Wenn der Kunde die 10 Euro vollständig einlöst, erlischt der Kartenvertrag automatisch.*

Ökostrom mit Tüv-Zertifikat. Der Strom stammt aus Anlagen, die das TÜV-Süd-Zertifikat EE haben. Es dient Stromhändlern, Stromversorgern und Endverbrauchern als Nachweis dafür, dass der Strom zu 100 % aus erneuerbaren Energien stammt.

Umweltnutzen nicht sicher

Ob der Tarif der Umwelt nützt, ist allerdings fraglich, denn „gute Ökostromtarife fördern die erneuerbaren Energien – zum Beispiel indem sie den Bau neuer Solar- oder Windkraftanlagen mitfinanzieren oder dafür sorgen, dass Energie aus Wind, Wasser und Sonne flexibler eingesetzt werden kann“, sagt Dominik Seebach vom Freiburger Öko-Institut. „Das ist hier offensichtlich nicht der Fall“.

Was kostet der Ökostrom von Lidl?

Ein Haushalt in Berlin mit einen Jahresstromverbrauch von 3.500 Kilowattstunden bezahlt 1.058 Euro pro Jahr (27,41 Cent pro kWh, Grundpreis 98 Euro pro Jahr). Laut Lidl-Website spart dieser Haushalt 83 Euro – bezogen auf den Grundversorgungstarif von Vattenfall. Nur daß letzterer kein reiner Ökostrom-Tarif ist. Wie hoch die persönliche Ersparnis ist, hängt vom Verbrauch und vom Wohnort ab und davon wie teuer der derzeitige Tarif des Stromkunden ist.

Online-Tarif mit Endpreisgarantie

Positiv ist, dass der Kunde eine Endpreisgarantie erhält, und dass diese bis 31. Januar 2019 gilt – länger als die Mindestlaufzeit. Beides ist selten. Den Tarif gibt es unter lidl-strom.de oder telefonisch (Tel: 0800/0005 903). Da es sich um einen Onlinetarif handelt, müssen sich alle Kunden nach Vertragsabschluss beim Serviceportal „Mein E.ON“ anmelden. Etwaige Preiserhöhungsschreiben erhält der Kunde zwar auf dem Postweg. Abrechnungen allerdings nicht. Zählerstände müssen ebenfalls online gemeldet werden.

Fazit: Das beste ist die Endpreisgarantie

Der Lidl-Tarif eignet sich bestenfalls für Kunden, die derzeit in einem teureren Tarif sind und auf Preissicherheit aus sind, weil sie nicht jedes Jahr den Anbieter wechseln wollen. Kunden, die Wert darauf legen, dass ihr Ökostrom-Tarif den Ausbau der erneuerbaren Energien fördert, sollten andere Angebote prüfen.

Das Angebot der Deutschen Bahn

Die Deutsche Bahn bietet seit kurzem ebenfalls Ökostrom an, Vertragspartner ist hier die DB Energie. Der Kunde kann zwischen zwei Laufzeiten wählen:12 oder 24 Monate. Die Tarife heißen entsprechend DB Strom 12 und DB Strom 24. Die DB-Strom-Tarife sind Onlinetarife und über die Website dbstrom.de buchbar. Wer telefonisch abschießen möchte, kann jedoch den Rückrufservice der Bahn nutzen.

Was kostet der Ökostrom von DB Energie?

Günstiger als Lidl. Unser Berliner Musterhaushalt bezahlt im Tarif DB Strom 12 für eine Laufzeit von 12 Monaten jährlich 1.027 Euro, also 31 Euro weniger als bei Lidl.

Ökostrom mit OK-Power-Label. Beide Ökostrom-Tarife der Bahn haben das OK-Power-Label. Es wird vom gemeinnützigen Verein EnergieVision herausgegeben. Das Siegel stellt an die Anbieter höhere Anforderungen als das TÜV-Süd-Zertifikat EE. Der Strom stammt hier nicht nur zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien, sondern das zertifizierte Unternehmen darf beispielsweise auch keine Beteiligungen an Atomkraftwerken haben. Der Marktwächter Energie, ein Projekt der Verbraucherzentrale Niedersachsen, stufte dieses Label in einer Marktuntersuchung aus dem Jahr 2016 als „empfehlenswert“ ein.

Keine Endpreisgarantie – dafür gibts eine Bahncard 25

Wie der Lidl-Tarif enthält auch der Bahn-Tarif eine Preisgarantie. Anders als bei Lidl bezieht sich die allerdings nicht auf Abgaben, Steuern und Netzentgelte. Steigen diese, dürfte die Bahn die Preise trotz Garantie erhöhen. Die Kunden haben mehrere Willkommensgeschenke zur Auswahl, wie zum Beispiel eine kostenlose Bahncard 25. Mit letzterer ist allerdings ein Abo verbunden: Die Kunden müssen es kündigen, sonst wird es im zweiten Jahr kostenpflichtig.

Fazit: Gut aber nicht günstig

Es gibt günstigere Ökostrom-Tarife ohne Bonus, die auch das OK-Power-Label haben, wie unsere Abfragen bei Verivox und Check24 zeigen. Hier würde unser Berliner Musterhaushalt – bei ähnlichen Vertragsbedingungen – gut 70 Euro weniger zahlen als bei der Bahn. Auch für aktive Kunden, die jedes Jahr den Anbieter wechseln wollen, gibt es inzwischen Ökostrom-Angebote mit hohen Boni, die zum Beispiel auch das OK-Power-Label haben.

Pressemeldung Stiftung Warentest


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