An anderer Stelle war zu lesen „TuS Blau-Weiß Istrup bekommt einen Kunstrasenplatz“. Das ist grundlegend falsch, hat letztlich nicht nur Helmut Schröder (SPD) verdeutlicht, dass man den Kunstrasenplatz nicht für einen einzelnen Verein bauen werde, sondern dieser Platz für die Großgemeinde, also alle Vereine sei. Auch Bürgermeister Geise wies schon in der gestrigen Sitzung darauf hin, dass die Zeit bis zur finalen Einstellung der erforderlichen Summe in den Haushalt 2018 genutzt werden solle, um das Platzmanagement zu besprechen. Bei dem Platzvergabeverfahren und der Organisation der Pflege wird dann auch der Stadtsportverband gefordert sein.
Mit etwas Verwunderung haben wir bei der Begleitung der Sitzung feststellen müssen, dass zwei neue Aspekte bei der „Diskussion“ gar nicht berücksichtigt wurden, bzw. nicht weiter auf diese eingegangen wurde.
Die Beantwortung der Frage von Daniel Deppe vom Blomberger Sportverein, warum die Kosten für eine Umwandlung des Platzes im Stadion am Rammbocke mit Kosten in Höhe von 545.000 Euro angesetzt wurden, blieb letztlich aus. Sinnvoll wäre es bestimmt gewesen, wenn derjenige, der für diese Zahlen verantwortlich ist, der Sitzung beigewohnt hätte. Deppe erklärte, dass eine ähnliche Umwandlung in Barntrup lediglich 415.000 Euro gekostet habe. Ähnlich? Die Voraussetzungen in Barntrup waren deutlich schlechter als in Blomberg, wo Umrandung, Drainage, etc… bereits vorhanden sind. Seine Schätzung von 350.000 Euro können wir zwar nicht wirklich bestätigen, halten diese jedoch für realistischer als die 545.000 Euro.
Wenngleich der Ausschuss beteuerte, dass es nicht nur um das Finanzielle gehen soll, wenn die Entscheidung getroffen wird, so dürfen Zahlen bei der Haushaltssituation mit Sicherheit nicht außer acht gelassen werden.
Einen weiteren Ansatz lieferte Willem de Vos. Er schlug vor, einen zusätzlichen Kunstrasenplatz östlich der Kampfbahn C zu errichten. Auch in der NelkenWelt 3-2017 gab es hierzu bereits eine Skizze die diese Möglichkeit verdeutlichte. Eine richtige Diskussion gab es in der gestrigen Sitzung nicht wirklich, lediglich die Stellungnahme der einzelnen Fraktionen. Keiner hatte es für nötig gehalten, diesen Punkt nochmals anzuschieben und ggf. eine Vertagung zu beantragen. Wenn neue Erkenntnisse vorliegen, dann wäre das jedoch eine Möglichkeit gewesen. Und diese lag vor, hat der Fachplaner nach Aussage von Kämmerer Stodieck diese Möglichkeit doch nicht in Betracht gezogen. Wenngleich dieser natürlich nur die gestellten Aufgaben abarbeitet, so darf man doch von Fachpersonal etwas mehr Weitblick erwarten.
Mit Blick auf das Schulwesen, werden durch das beschlossene Baugebiet „Am Rammbocke“ Möglichkeiten im wahrsten Sinne des Wortes verbaut. Vermutlich würde der entstehende Lärmpegel, durch eine größere Auslastung des Stadions, mit den Interessen der Bauherren kollidieren. Dieses Verfahren (Errichtung Baugebiet) wurde aber per Express mehrheitlich, jedoch nicht einstimmig, regel(ge)recht durchgedrückt – die Vielzahl von Rückmeldungen aus der Bevölkerung an unsere Redaktion verdeutlichen das Unverständnis der Blomberger Bürger. Böse Zungen behaupten gar, dass der Blomberger Sportverein für seinen vorhandenen Kunstrasenplatz abgestraft wurde. Die Kosten wurden damals vom Verein übernommen, die Stadt stellte das Grundstück kostenlos zur Verfügung wodurch sich eine Nutzungserlaubnis für die Schulen ergeben hatte. Dieser Platz scheint für den Schulsport dann doch auszureichen?
Auch die Gewichtung zugunsten der LG Lippe Süd können viele Bürger nicht nachvollziehen. Verglichen mit der Zahl der Fußballer, wird hier aus deren Sicht mit falschem Maß gemessen und Rücksicht auf einige Wenige genommen. Der SV Cappel dürfte sich ebenfalls vernachlässigt fühlen. Wenngleich in der Sitzung erklärt wurde, dass der Verein „noch im Rennen sei“: Dem Antrag wurde fast keine Beachtung geschenkt. Sicherlich ist dieser auch sehr spät eingegangen, aber nur auf die Stellungnahme des Stadtsportverbands abzustellen? Reicht das schon aus?
In den Fraktionssitzungen vor der Sitzung wurde bestimmt ausgiebig beraten, in der Sitzung selbst wurde auf Details dann aber nicht ausführlich eingegangen. Bei derart großem öffentlichen Interesse, hätten die Erklärungen für viele Bürger dann doch ein wenig ausführlicher sein dürfen.
Auch haben wir Kommentare aus der Bevölkerung entgegen nehmen dürfen, dass zwei weitere Dinge keine Berücksichtigung erfahren haben. Die Zahl der Mitglieder des Vereins der Kernstadt (auch die Zahl der gemeldeten Mannschaften), ebenso die Stärke der Spielklasse, in denen die Vereine Wettkämpfe bestreiten. Während für die Handballer vieles getan wird, scheinen die Interessen der Fußballer nur eine untergeordnete Rolle zu spielen.
In dem Zusammenhang „Vereine“ sind dann auch Äußerungen an uns heran getragen worden, dass von dem Zusammenschluss der Vereine in den Blomberger Ortsteilen eine gewisse Gefahr ausgehe, was wenn dieses Bündnis gelöst wird und gar keine Mannschaft mehr zusammengestellt werden kann? Dann wäre ein Kunstrasenplatz an einem falschen Ort errichtet worden, der nicht weiter genutzt wird. Dieses Argument lässt sich jedoch leicht entkräften. Warum sollte zum Beispiel die Spielgemeinschaft Hügelland aufgelöst werden, ein Ansatz dafür lässt sich aktuell nicht erkennen und der Platz in Istrup ist ja ohnehin für die Großgemeinde. Die Anfahrt nach Istrup hält sich mit rund 4km ebenfalls in Grenzen.
Auch das Argument, dass die Lokalpolitik durch das Votum für den Standort Istrup – stellvertretend für viele Ortsteile im Hinblick auf die Grundschulschließung und die Friedhofsthematik – Wiedergutmachung leisten möchte, können wir seitens der Redaktion nicht ganz nachvollziehen. Das eine sollte mit dem anderen nichts zu tun haben und es gibt mit Sicherheit viele Argumente, die für den Standort Istrup sprechen. Ob die Gewichtung hier richtig bemessen wurde? Tatsächlich haben die Vereine aufgrund fehlender Einigung untereinander den Ball in die Hände der Politik gespielt. Ein nachvollziehbarer Umstand, keine Vereinsspitze kann sich vor die eigenen Mitglieder stellen und für einen Standort votieren, der eben nicht dem eigenen Verein zugehörig ist.
In Summe ist der Wille der Kommunalpolitik das Verfahren zu beschleunigen um den Kunstrasenplatz noch im Haushalt 2018 berücksichtigen zu können natürlich löblich. Dennoch ist es manchmal sinnvoller die Entscheidung zu vertagen, gerade dann, wenn neue Erkenntnisse vorliegen. Seitens der Vereine braucht die Kommunalpolitik wohl kaum mit großer Kritik zu rechnen, wurde doch im Vorfeld vereinbart, dass die getroffene Entscheidung akzeptiert werde. Doch ist diese Entscheidung bereits getroffen? Oder stehen noch einzubringende Mittel aus um die Entscheidung in Hauptausschuss und/ oder Rat zu kippen?
Fachausschüsse geben meistens, so auch hier, nur eine Empfehlung an den Rat, der das letzte Wort in Sachen Finanzen spricht. Rückblickend geschieht es in der Politik im Allgemeinen jedoch nur äußerst selten, dass Empfehlungen nicht gefolgt wird, ist der sprichwörtliche Drops also tatsächlich schon gelutscht?
Mit Spannung werden wir dann die Einhaltung der aufgestellten Kosten beäugen. Zu den 700.000 Euro für die Umwandlung, wurden weitere 200.000 Euro für die Schaffung zusätzlicher Umkleideräume und Sanitäranlagen kalkuliert. Ob diese Summe dann tatsächlich eingehalten wird?
Unseren Kommentar bitten wir keinesfalls falsch zu verstehen. Es geht hier nicht um ein verlorenes Votum für die Kernstadt oder Cappel, sondern lediglich darum, dass wir bzw. Teile unserer Leser, Lücken in den Begründungen erkennen, Zahlenwerk nicht wirklich nachvollziehen können und neue Erkenntnisse ignoriert werden – zumindest scheint es so.
Und auch wenn der Platz in Istrup eben nicht für den TuS Istrup allein ist – einen Kunstrasenplatz hat der Ortsteil in jedem Fall verdient, ob nun den ersten oder den zweiten Platz den es zu errichten gilt, liegt sicherlich im Auge des Betrachters. Die Ortsteile sind wichtiger Bestandteil der Großgemeinde und hier wird oft zu wenig getan. Ohne den guten Zusammenhalt der Dorfgemeinschaften wären einige Ortsteile schon längst ausgeblutet. Freuen dürfen sich Blombergs Sportler nun aber in jedem Fall – mit Fertigstellung des Kunstrasenplatzes, werden sich die Trainingsbedingungen deutlich verbessern.
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