Normalerweise werden im LWL-Freilichtmuseum Detmold Gebäude wieder auf- und nicht abgebaut. Wenn in dieser Woche eine Abbruchfirma im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) ihre Arbeit aufnimmt, geht es um die baufällige ehemalige Polizeistation. Das 1934 erbaute Gebäude wurde in den letzten Jahrzehnten ausschließlich für museumsinterne Zwecke als Büro und Lager auf Zeit genutzt und war für die Besucher nicht zugänglich. Dass es irgendwann einmal weichen musste, war bereits seit der Museumsgründung 1960 klar, denn an diesem Standort in Eingangsnähe ist seither der Aufbau einer Hofanlage aus dem Ravensberger Land vorgesehen.
„Wenngleich jedes historische Gebäude für uns erst einmal einen Wert an sich darstellt, so war die Bausubstanz der ehemaligen Polizeistation so schlecht, dass wir uns nun für einen Abbruch entschieden haben“, erklärt LWL-Museumsdirektor Prof. Dr. Jan Carstensen. „Andernfalls hätten wir viel Geld in die Bauunterhaltung eines Gebäudes investieren müssen, das ohnehin einmal weichen muss. Das ist unser Ansicht nach nicht vertretbar.“ Feuchte Wände, marode Leitungen, keine Heizung in Teilen des Gebäudes und ein mehrmals im Jahr durch ansteigendes Grundwasser bei Starkregen gefluteter Keller, die Liste der Mängel war lang, eine Renovierung wäre vom Preis und Aufwand nicht zu rechtfertigen, so Carstensen weiter.
In dem 1934 erbauten Gebäude war zunächst eine „motorisierte Gendarmerie-Bereitschaft“ der Polizei untergebracht, nach dem Zweiten Weltkrieg befand sich dort noch bis 1975 die Verkehrsüberwachungsbereitschaft. Danach wurde die ehemalige Polizeistation vom Freilichtmuseum als Betriebsgebäude und Lager genutzt.
Mit dem Abbruch der früheren Polizeistation folgt das LWL-Freilichtmuseum Detmold dem Museumskonzept, in dem von Anfang an dieser Platz für den Bau einer Ravensberger Hofanlage vorgesehen war. „Das Aufbaukonzept unseres Gründungsdirektors Josef Schepers ist so ausgereift, dass es heute noch trägt. Es wurde beispielsweise früh festgelegt, dass das gesamte Gelände in Regionen aufgeteilt ist, die der tatsächlichen geografischen Lage in Westfalen entsprechen, das Paderborner Dorf befindet sich daher im Osten des Geländes, der Osnabrücker Hof im Norden, das Sauerländer Dorf und der Siegerländer Weiler im Süden.“
Das Herzstück der Ravensberger Hofanlage soll einmal das Haupthaus Oberbrodhage von 1813 aus Bielefeld-Gellershagen sein, das mit seinen 14 Metern Breite und 30 Metern Länge in etwa die Größenordnung des Gräftenhofes hat. Ein Speicher, eine Scheune und ein Schuppen, alle aus der Zeit um 1800, sowie ein Backhaus und ein Schweinehaus sollen die Hofanlage ergänzen. Doch bis es soweit ist, wird es noch einige Zeit dauern. Erst einmal widmet sich das Museum dem Aufbau anderer Gebäude, beispielsweise eines Aussichtsturms am Rande des Sauerländer Dorfes, der im Mai eröffnet werden soll.
Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 16.000 Beschäftigten für die 8,2 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 17 Museen und ist einer der größten Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 116 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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