Viele Menschen klagen über Bewegungseinschränkungen infolge von Schmerzen im Bewegungsapparat. Unterstützung kann hier – wie auch bei bestimmten akuten Erkrankungen – von einer fast in Vergessenheit geratenen Therapieform kommen: dem Einsatz von Blutegeln. Deren Wirkstoffe können bei Arthrose, Tennisarm oder Rückenschmerzen, aber auch Restless Legs und Gürtelrose erstaunliche Linderung bringen. Gerade in der Schmerztherapie zeigen die Blutegel ihre besonderen Vorzüge.
Die Referentin informiert bei diesem Vortrag über Einzelheiten der Blutegeltherapie. Welche Indikationen gibt es? Wie funktioniert die Blutegeltherapie? Was macht die Egel so besonders? Wie wendet man die Therapie bei Mensch und Tier an? Kann man auch selber Egel ansetzen? Wann sollte man lieber auf andere Therapien setzen?
Die in Lügde wohnhafte Referentin ist langjährige Schmerztherapeutin und berichtet aus ihrem reichen Erfahrungsschatz. Bei welchen Indikationen ist die Blutegeltherapie zu empfehlen? Natürlich wird sie auch ein Paar Egel zur Anschauung mitbringen.
Am 6. Februar um 19:00 Uhr gibt es in der Kulturkneipe Dalborn einen interessanten Vortrag: Blutegeltherapie bei Mensch und Tier. Da eröffnen sich neue Horizonte.
Zusatzinfos:
Auf der ganzen Welt gibt es an die regionalen Bedingungen angepasste landesübliche Blutegel. Es gibt an die 200 Unterarten in Kanada, Kambodscha, Vietnam, Ghana – das Dschungel-Camp lässt grüßen.
Viele von ihnen kennen das noch aus ihrer Kinderzeit: man spielte im Bach und wenn man raus kam hingen „da so dunkle Viecher an der Haut“.
Die Egel sind sog. Ektoparasiten, Tiergeschichtlich aus früher Zeit und haben die Jahrtausende dank ihrer spezifischen Art zu leben überdauert. Sie leben in freier Wildbahn amphibisch vorzugsweise im Schlamm in Ufernähe. Höchst sensibel auf Bewegungsreize im Wasser reagieren sie hungrig prompt über viele Meter hinweg. Sie setzten sich an die Haut des Wirtes, durchdringen selbst dichteste (härteste) Felle wie von Dachs oder Wildschwein, geben ihre vielfältigen Stoffe ab und nehmen sich von dem Wirt etwa 5-12 ml Blut, das sie während des Saugvorgangs sofort eindicken. Das Serum wird über die Haut ausgeschwitzt Die festen Bestandteile des Blutes, wie hauptsächlich rote Blutkörperchen, werden in dem tannenbaumartig verzweigten Darm durch die rhythmischen Bewegungen systematisch gepackt. Ist der Egel satt, lässt er los, fällt ab und verschwindet zügig im Uferschlamm. Dort verdaut er genüsslich und kann bis zu 2 Jahre mit der Mahlzeit auskommen.
In Deutschland steht der Medizinische Egel (Hirudo medicinalis) unter Naturschutz. Die Bestände haben sich dadurch etwas erholt. V.a. In Mecklenburg-Vorpommern sind wieder viele zu finden. Für medizinische Zwecke werden Egel (Hirudo medicinalis, H. orientalis und H. verbana) aus Süd-Ost-Europa, vorzugsweise aus dem Donaudelta und der Gegend längs der südlichen Schwarzmeerküste importiert. In Biebertal bei Gießen gibt es eine Zuchtanlage für Egel, die vom Bundesinstitut für Arzneimittel die Zertifizierung des Egels als Fertigarzneimittel erlangt hat. Die größten Abnehmer sind seit einigen Jahren die USA. Hier werden die Egel in der Transplantations- und Schönheitschirurgie eingesetzt. Dadurch erlangte die Behandlung mit Blutegeln wieder Aufmerksamkeit, so dass sich daraus eine regelrechte Renaissance entwickelte, deren Höhepunkt noch nicht erreicht ist.
Hierzulande wurde an der Humboldt-Universität zu Berlin ein Lehrstuhl für Naturheilkunde installiert. Diesen hat Prof. Dr. med. Andreas Michalsen, auch Chefarzt am Immanuel Krankenhaus Berlin-Wannsee seit 2009 inne, der die Wirksamkeit der Egeltherapie bei verschiedenen Indikationen (Krampfadern, Rückenschmerzen, Gelenkschmerzen, Herpes) mit aufwendigen Doppelblind-Studien naturwissenschaftlich beforscht und schulmedizinisch belegt hat. Auch an der Klinik für Naturheilkunde der Uniklinik werden Blutegel in der Schmerztherapie eingesetzt.
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