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Frank Stührenberg begrüßte den Bundespräsidenten am Gebäude.

Über mangelndes Interesse prominenter Besucher kann sich das Blomberger Vorzeigeunternehmen Phoenix Contact nun wirklich nicht beklagen. Egal ob in den eigenen Werkshallen, oder auch auf Messen, waren doch mit Angela Merkel und US-Präsident Barack Obama erst im April diesen Jahres zwei Hochkaräter der Politszene zu Gast auf dem Messestand in Hannover (Bericht und Video dazu siehe hier). Dennoch gab es am heutigen Tag mit dem Besuch von Joachim Gauck eine Premiere für Phoenix Contact, einen Bundespräsidenten durfte das Unternehmen noch nicht auf dem Betriebsgelände begrüßen. Von Berlin über Paderborn traf der oberste Repräsentant der Bundesrepublik samt Gefolge in gepanzerten Limousinen auf dem Flachsmarkt ein. Gaucks Referentin Dr. Birgit Stöber hatte die Reise im Vorfeld geplant und dem Unternehmen schon im Vorfeld einen Besuch abgestattet um die Einzelheiten zu besprechen.

 

Franz-Josef Lersch-Mense (Chef der Staatskanzlei NRW) nahm den Bundespräsidenten gemeinsam mit Klaus Geise und Axel Lehmann (hier leider nicht im Bild) an der Limousine in Empfang.

Franz-Josef Lersch-Mense (Chef der Staatskanzlei NRW) nahm den Bundespräsidenten gemeinsam mit Klaus Geise und Axel Lehmann (hier leider nicht im Bild) an der Limousine in Empfang.

Sicherheitsvorkehrungen sind für das zertifizierte Unternehmen natürlich nichts Neues, für den Bundespräsidenten mussten jedoch erweiterte Vorkehrungen getroffen werden. Allerdings darf nun nicht angenommen werden, dass der Betrieb eingestellt wird. Joachim Gauck legte auch in der Vergangenheit bei anderen Besuchen von Unternehmen immer größten Wert darauf, mit den jeweiligen Mitarbeitern in Dialog treten zu können – so auch heute, als er mit den an den Maschinen arbeitenden Mitarbeitern sprach.

 

Joachim-Gauck-Phoenix-Contact-Chris-Jörg-Rosen

Chris-Jörg Rosen nahm sich Zeit, erklärte geduldig und verkürzte die Wartezeit.

Da sich Wirtschaft und Gesellschaft durch die Digitalisierung zunehmend verändern, wollte Bundespräsident Joachim Gauck sich ein Bild von Perspektiven, Lösungen und Wirkungen der digitalen Transformation machen, und besuchte den Spitzencluster it´s OWL (Hintergrundinformationen zum Cluster unter www.its-owl.de). In Abwesenheit der Presse hatte es bereits die Einführung „Spitzencluster it’s OWL, Technologietransfer in kleine und mittlere Unternehmen“ gegeben, bevor es für Joachim Gauck eine Live-Demonstration „Konkrete Anwendungsbeispiele für Industrie 4.0“ gab. Neben einer integrierten Fertigungslinie für Sensor-/Aktorkabel (1), durfte Joachim Gauck auch ein Flexibles Fertigungssystem zur Produktion von Werkzeug-Komponenten (2) erleben. Die Fertigungslinie für Sensor-/Aktorkabel hatte Dipl. Ing. Chris-Jörg Rosen der Presse im Vorfeld ausgiebig erklärt und dadurch die Wartezeit auf den Bundespräsidenten an dieser Station verkürzt (Dafür herzlichen Dank im Namen der Redaktion).

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Bundespräsident Joachim Gauck bedankte sich bei Bürgermeister Klaus Geise für dessen Ausführungen zur Stadt Blomberg.

Bundespräsident Joachim Gauck bedankte sich bei Bürgermeister Klaus Geise für dessen Ausführungen zur Stadt Blomberg.

Auch für den ersten Bürger der Stadt Blomberg, Bürgermeister Klaus Geise, dürfte es ein besonderes Erlebnis gewesen sein auf den ersten Repräsentanten der Republik treffen zu dürfen. Natürlich nutzte er die Gelegenheit, packte das sonst nahezu im Rathaus angewachsene Goldene Buch der Stadt Blomberg ein und bat den Bundespräsidenten im Besucherzentrum von Phoenix Contact um eine Eintragung, nicht aber ohne die Vorzüge der Region zu unterstreichen und die Werbetrommel für die Stadt Blomberg zu rühren. Der Bitte des Bürgermeisters entsprach Joachim Gauck, der den Worten offenbar genau zugehört hatte, mit der Eintragung „Anerkennung + Dank für gelebte Verantwortung.“ Nun sind bereits zwei Bundespräsidenten geschichtlich festgehalten. Bereits am 30. August 1985 trug sich zuvor Dr. Richard von Weizsäcker ins Goldene Buch ein (siehe Bild).

Richard-von-Weizsäcker-BlombergJoachim-Gauck---Goldenes-Buch-der-Stadt-Blomberg

Nachdem sich der Bundespräsident noch für ein paar Fragen im Eingangsbereich des Unternehmens zur Verfügung gestellt hatte, machte er sich dann auf den Weg nach Paderborn, hier stehen zwei weitere Punkte auf seiner Tagesordnung:

 

2. Arbeit 4.0 – Digitalisierung der Arbeitswelt
15:20-16:40 Uhr, Fraunhofer-Einrichtung Entwurfstechnik Mechatronik,
Zukunftsmeile 1, 33102 Paderborn

 

3. Bürgerempfang
17:00-18:00 Uhr, Heinz Nixdorf MuseumsForum,
Fürstenallee 7, 33102 Paderborn

 

Wenngleich der Bundespräsident von Blomberg selbst als Stadt nicht viel gesehen haben dürfte – vom gastgebenden Unternehmen zeigte er sich doch sichtlich beeindruckt und somit wird ihm Blomberg bestimmt in angenehmer Erinnerung bleiben. In jedem Fall hat er deutlich unterstrichen, dass er viele positive Eindrücke aus der Region mitnehmen wird. „Deutschland weiß gar nicht, wie groß die Leistungsfähigkeit dieser Region ist und mit wie viel Stolz hier gearbeitet wird. Die Menschen hier sind zurecht selbstbewusst“, aus dem Mund des Bundespräsidenten schon fast ein Ritterschlag.

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Bundespräsident Joachim Gauck hat einen sympathischen und volksnahen Eindruck hinterlassen.

 

Der Bundespräsident verlässt Blomberg in Richtung Paderborn.

Der Bundespräsident verlässt Blomberg in Richtung Paderborn.

Hintergründe:

(1) Integrierte Produktionslinie für Sensor-Aktor-Kabel
Die integrierte SAC-Produktionslinie ermöglicht auf nur 15 m Anlagenlänge die vollständig automatisierte Herstellung von Kabeln für die Anbindung von Sensoren und Motoren/Aktoren an eine Maschinensteuerung. Beginnend mit dem Ablängen und Beschriften des Kabels erfolgt ein Wickel- und Bindeprozess. Der gebundene Kabelring wird anschließend in einen Transportträger abgelegt, der die Kabelenden entlang einiger Stationen führt. Die einzelnen Adern werden entwirrt, abisoliert und gecrimpt bevor die Einzelteile der Stecker bzw. Buchsen montiert werden. Abschließend erfolgt ein Umspritzen des Stecker-/Buchsenkopfes mit einem Kunststoff zur Herstellung der Ummantelung.

 

Die auf der Anlage gefertigte Produktfamilie der Sensor-Aktor-Kabel ist durch eine sehr hohe Produktvielfalt gekennzeichnet. Einzelne Produktparameter wie die Kabellänge oder die Ausführung des Steckerkopfes können durch unsere Kunden im Phoenix Contact E-Shop individuell zusammengestellt werden. Um diese Form der Produktindividualisierung sowie eine wirtschaftliche Produktion in Deutschland mittels hohem Automatisierungsgrad und kurzen Fertigungszeiten zu ermöglichen, müssen vom Eingangsmaterial bis zum Fertigprodukt Fertigungstechnologien integriert werden. Ebenso zwingend ist ein intelligentes Steuerungssystem, das jede Prozessstation für jedes individuelle Kabel mit definierten Parametern ansteuert und genau überwacht, was zu jedem Zeitpunkt in der Anlage passiert.

 

Klassische an einzelnen Fachdisziplinen ausgerichtete Ausbildungsprofile reichen nicht mehr aus, um derartige Produktionsanlagen zu konzeptionieren, aufzubauen und zu betreiben. Stattdessen wird eine deutlich höhere Interdisziplinarität von allen beteiligten Personen gefordert. Dabei spielt insbesondere die Kombination von „sichtbarer“ Maschinen- und Fertigungstechnik und „unsichtbarer“ Informationstechnik eine wichtige Rolle. Dies ist ein wesentlicher Faktor mit Blick auf das Thema Arbeit 4.0.

 

(2) Verfahrensgemischte Linienautomation im Werkzeugbau
Die modular aufgebaute Produktionslinie integriert die wesentlichen Verfahren die zur Herstellung von Werkzeugkomponenten benötigt werden: Elektrodenherstellung, Fräsbearbeitung, Senkerosion, Reinigungsprozesse sowie die Qualitätsbestimmung. In einer CAD/CAM Umgebung werden die „digitalen Zwillinge“ der zu fertigenden Werkstücke und Elektroden erstellt. Alle weiteren erforderlichen Prozessdaten werden mittels einer zentralen von Phoenix Contact entwickelten Softwarelösung automatisch an das Prozessleitsystem der Produktionslinie übergeben. Die virtuellen Bauteile vernetzen sich mit den erforderlichen Programmen, Arbeitsschritten, Fräswerkzeugen und Elektrodenzuordnungen. Die physischen Bauteile werden über einem RFID Chip automatisch identifiziert und durchlaufen selbststeuernd die Anlage. So konnten die Durchlaufzeit um 30% reduziert und die Anlagenauslastung der Werkzeugmaschinen um 20% erhöht werden.

 

Durch eine kontinuierliche Überwachung in Echtzeit können Störungen an den Werkzeugmaschinen, Handlinggeräten zeitnah per SMS oder Mail an den Bediener gemeldet werden. Notwendige Folgeschritte können im Bedarfsfall von zu Hause via Remotezugriff vom Bediener erfolgen. Vor mehr als 20 Jahren wurden im Werkzeugbau die ersten hochautomatisierte Fertigungsprozesse auf Basis der dritten industriellen Revolution installiert und beständig weiterentwickelt. So konnten schon frühzeitig die Weichen in Richtung Industrie 4.0 gestellt werden. Diese bislang einzelnen Fertigungsprozesse sind zu einer digital vernetzten und mittels Robotersystem verknüpften verfahrensgemischten Fertigungsprozesskette verschmolzen.

 

Die Phoenix Contact-Gruppe
Phoenix Contact ist weltweiter Marktführer für Komponenten, Systeme und Lösungen im Bereich der Elektrotechnik, Elektronik und Automation. Das Familien-Unternehmen beschäftigt heute rund 14.500 Mitarbeiter weltweit und hat in 2015 einen Umsatz von 1,91 Mrd. Euro erwirtschaftet. Der Stammsitz ist im westfälischen Blomberg. Zur Phoenix Contact-Gruppe gehören zwölf Unternehmen in Deutschland sowie mehr als 50 eigene Vertriebs-Gesellschaften in aller Welt. Weltweit wird in zehn Ländern mit einer hohen Fertigungstiefe produziert. Das Produktspektrum umfasst Komponenten und Systemlösungen für die Energieversorgung inklusive Wind- und Solar, den Geräte- und Maschinenbau sowie den Schaltschrankbau. Die digitale Transformation unterstützt Phoenix Contact mit Produkten, Systemen und Lösungen. Durch die Erfahrungen im hauseigenen Maschinenbau ist das Unternehmen mit den Anforderungen der Digitalisierung und des durchgängigen Datenflusses, vom Engineering durch die Fertigung und darüber hinaus, entlang des gesamten Produkt-Lebenszyklus, vertraut.


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