Das Foto zeigt Helmut Brand in unserem früheren Motorsegler während eines Ausbildungsfluges.

Das Foto zeigt Helmut Brand in unserem früheren Motorsegler während eines Ausbildungsfluges.

Unsere Redaktion durfte sich noch im Mai darüber freuen ein paar Zeilen über Helmut „Papi“ Brand schreiben zu dürfen, in Ergänzung zum Nachruf der LSG Lippe-Südost e. V., rufen wir diesen Artikel in Würdigung seiner Leistungen nochmals in Erinnerung. Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen und allen Trauernden. Folgende Zeilen sind uns seitens der LSG Lippe-Südost übermittelt worden:

 

„Die Mitglieder der Luftsportgemeinschaft Lippe-Südost e.V. (LSG) trauern um Ihren Ehrenvorsitzenden und langjährigen Fluglehrer Helmut Brand. In seinem 101. Lebensjahr verstarb der unermüdlich für den Luftsport wirkende Segelflieger und >Vater< des Flugplatzes in Blomberg-Borkhausen. Im Jahre 1931 nahm sein Wirken mit dem ersten Kontakt zur Fliegerei bei den Segelfliegern Blombergs seinen Anfang. Der Luftfahrerschein und die Ausbildungen zum Fluglehrer folgten in den nächsten Jahren. Nach der Aufhebung des alliierten Flugverbotes 1951 gehörte Helmut Brand zu den Initiatoren des Segelfluges im lippischen Süden. Der erste Start mit einem neugebauten Segelflugzeug konnte er bereits im April 1952 durchführen. Sein ganzes Engagement galt dem weiteren Aufbau des Luftsportes und der LSG. Als Fluglehrer und Ausbildungsleiter bildete er den Großteil der Mitglieder aus und gab sein umfangreiches Wissen an diese weiter. In den sechziger Jahren galten seine ganzen Bemühungen in der Suche nach einem geeigneten Gelände und die Schaffung eines Segelfluggeländes. Dieses wurde am nördlichen Hang des Nessenbergs gefunden und ist die Keimzelle des heutigen Flugplatzes in Borkhausen. In den nächsten Jahren wurde unter seiner Führung der Flugplatz weiter hergerichtet, sowie Hallen, Werksstätten und ein Vereinsheim gebaut. Für diese Jahrzehnte währendes Engagement wurde Helmut Brand im Jahre 2000 das Bundesverdienstkreuz verliehen. Er blieb dem Luftsport leidenschaftlich bis zu seinem Tode verbunden.“

 

In der Mai-Ausgabe der NelkenWelt durften wir folgende Zeilen veröffentlichen:
Im Rahmen des Blumen- und Bauernmarktes feierte die Luftsportgemeinschaft Lippe-Südost e. V., im Jahr 1931 als Verein der Segelflieger Blombergs gegründet, ihr 85-jähriges Vereinsbestehen. In diesem Zusammenhang wurde ein langjähriges Vereinsmitglied geehrt und der Ausbildungsdoppelsitzer der LSG nach ihm auf den Namen „Papi“ getauft. Helmut Brand ist als langjähriger Fluglehrer und erster Vorsitzender der LSG Vereinsmitglied der sprichwörtlich ersten Stunde und hat zudem den Wiederanfang nach dem Krieg aktiv mitgestaltet. In Vereinsreihen ist man sich sicher – ohne Papi gäbe es den Flugplatz Borkhausen vermutlich nicht.

 

Am 25. Mai wird Helmut Brand seinen 100. Geburtstag im Kreise der Familie feiern, körperlich leider nicht mehr in der Lage seiner Lieblingsbeschäftigung dem Fliegen nachzukommen, erfreut er sich mental noch immer guter Gesundheit. In Würdigung seiner Tätigkeiten für den Verein ein kleiner Rückblick:

 

Geboren am 25. Mai 1916 durfte er sich gemeinsam mit seiner Frau Emmy über zwei Kinder zwei Enkel und vier Urenkel freuen. Verheiratet wäre er nun schon 73 Jahre, wäre seine Frau nicht vor zwei Jahren im stolzen Alter von 97 Jahren gestorben. Die „Amtliche Segelflugzeugführerprüfung“ legte er am 21. April 1936 auf Sylt ab, noch im gleichen Jahr wird er Fluglehrer. Dort gelingt ihm am 26. Mai 1937 auch der erste Fünfstundenflug am „Roten Kliff“. Während des Krieges kommt er als Fluglehrer in Crailsheim (1940 bis 1941), Schwäbisch Hall, am Hesselberg, Kitzingen (1943), Mühldorf am Inn und als Lastenseglerpilot zum Einsatz.

 

Von 1965 bis 1974 war Helmut Brand Vorstandsmitglied von 1975 bis 1986 als 1. Vorsitzender. Von 1945 bis 1951 gab es eine erzwungene Unterbrechung – Segelflug war in dieser Zeit von den Siegermächten des 2. Weltkrieges verboten. Die Leidenschaft zum Fliegen hatte der Pilot jedoch nicht eingebüßt und den Verein seit 1951 neu aufgebaut.

 

Die Zahl seiner ehrenamtlichen Arbeitsstunden auf dem Flugplatz lässt sich in 85 Jahren Vereinszugehörigkeit nicht mehr feststellen, auch die Zahl seiner Flugstunden bleibt ungezählt. Der neue Aufbau des Vereins nahm einen großen Teil seiner Freizeit ein, als Fluglehrer brachte er Segelflugbegeisterten das Fliegen auf seine väterliche Art und Weise bei. 1971 erweiterte er seine Lehrberechtigung auf Motorsegler und flog 1976 in Innsbruck mit 5.600 Meter Höhe den sogenannten Höhendiamanten. Im Jahr 2000 wurde Papi mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuz am Bande, dem Verdienstorden der BRD ausgezeichnet.

 

Mit seiner Leidenschaft steckte er auch die ganze Familie an. Schwiegersohn Horst Weber, ebenfalls viele Jahre als Vereinsvorsitzender tätig, natürlich bis heute Vereinsmitglied, gab die Flugleidenschaft an seine Tochter Anne-Katrin und den Sohn Henning weiter. Beide sind als Fluglehrer in der LSG aktiv. Mit den Urenkeln steht schon die nächste Generation von Piloten zumindest in den Startlöchern – eine echte Flieger-Familie eben – abgehoben schon oft und doch keinesfalls. Mit Bodenständigkeit und Bescheidenheit, immer mit einem offenen Ohr für seine Vereinsmitglieder und mit Ruhe und Verständnis für die ihm anvertrauten Flugschüler fühlt er sich der LSG auch heute noch verbunden – ebenso die Vereinsmitglieder mit ihm. Im Namen der Redaktion wünschen wir einen schönen 100. Geburtstag.

 

Quelle: NelkenWelt Ausgabe 3-20015 (unverändert)

 
Helmut Brand – Laudatio auf ein Fliegerleben

 

Hier einige Stationen seines Lebens:

 

• Geboren am 25. Mai 1916 in Blomberg
• Nach der Schulausbildung Ausbildung als Kaufmann bei der Blomberger Holzindustrie.
• Dort ununterbrochen beschäftigt – zwischenzeitlich leistete er Kriegsdienst – bis zum Eintritt in das Rentenalter und verantwortlich für den Holzeinkauf und den Firmenfuhrpark, den er mit Billigung der Firmeninhaber auch für den Aufbau des Flugplatzes einsetzt. Für die Flieger war er während seiner Berufstätigkeit immer Ansprechpartner für die Beschaffung von Buchensperrholz von der Blomberger Holzindustrie.
• Erste Kontakte zur Fliegerei hat er im Jahre 1931, dem Jahr der Gründung des Vereins der „Segelflieger Blombergs“.
• Am 5. August 1934 absolviert er seinen ersten Segelflugstart (Hüpfer) in Barntrup.
• Die „Amtliche Segelflugzeugführerprüfung“ legt er am 21. April 1936 auf Sylt ab. Im gleichen Jahr wird er Fluglehrer und übernimmt die Nachwuchsschulung.
Der erste Fünfstundenflug gelingt ihm 26. Mai 1937 am „Roten Kliff“ auf Sylt. 1938 erfliegt er beim ersten Großflugtag in Oerlinghausen den Ehrenpreis der Stadt Detmold.
• Während des Krieges kommt er als Fluglehrer in Crailsheim (1940 bis 1941), Schwäbisch Hall, am Hesselberg, Kitzingen (1943), Mühldorf am Inn und als Lastenseglerpilot zum Einsatz.
• 1951 gehört Helmut Brand zu den Initiatoren, die in Blomberg die Luftsportgemeinschaft Lippe Südost e.V. neu gründeten und wieder mit dem Bau von Segelflugzeugen beginnen. Der erste Start unter seiner Leitung als Fluglehrer erfolgt bereits am 06. April 1952.
• In den Folgejahren nimmt ihn der Vereinsaufbau und als Ausbildungsleiter die Ausbildung von Segelfliegern voll und ganz in Anspruch.
• Von 1965 bis 1974 war er zusätzlich stellvertretender Vorsitzender der Luftsportgemeinschaft Lippe-Südost e. V. und von 1975 bis1986 erster Vorsitzender. Seit 1986 ist er Ehrenvorsitzender des Vereins.
• 1971 erweiterte er seine Lehrberechtigung auf Motorsegler und flog 1976 in Innsbruck mit 5.600 Meter Höhe den sogenannten Höhendiamanten.
• Wie viel Schülern er in seinem Leben das Fliegen beigebracht hat kann er nicht beziffern. Es waren jedenfalls eine sehr viele Flieger. Damit ist jedoch nun Schluss. Immerhin ist er mit 88 Jahren einer der älteste Fluglehrer Deutschlands gewesen.
• Nach wie vor nennen ihn alle „Papi“. Ohne ihn gäbe es den Flugplatz Blomberg-Borkhausen heute nicht.

 

 

Blomberg, 05. März 2005


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