Dramatische Szenen spielten sich am vergangenen Wochenende in Aachen ab: Mitten in der Innenstadt brach eine Konzertbühne zusammen, herunterfallende Stahlträger verletzten zwei Besucher schwer und begruben einen von ihnen unter sich. Doch die zahlreichen Zuschauer und Spaziergänger konnten beruhigt aufatmen, ein Team der Johanniter wartete bereits darauf, den Verletzten zu helfen. Denn, was beim ersten Blick aussah wie ein schwerer Unfall, entpuppte sich beim genaueren Hinsehen als eine Stationen beim „Erste Hilfe Olympia“, dem Landewettbewerb für ehren- und hauptamtliche Retter der Johanniter-Unfall-Hilfe.
40 Mannschaften aus ganz Nordrhein-Westfalen bewiesen an 13 Stationen ihr Können und Geschick – stets unter den strengen Blicken der Schiedsrichter, die jede Maßnahme und Diagnose kritisch beobachteten und mit Punkten bewerteten. Traditionell waren auch wieder eine nordirische und eine britische Gastmannschaft von St. John’s Ambulance und ein polnisches Team dabei, mit denen die Johanniter seit Jahrzehnten eine partnerschaftliche Zusammenarbeit verbindet.
„Wir haben super als Team funktioniert!“, freut sich Kim Heidemann (22), eine von 45 Wettbewerb-Teilnehmern aus dem Regionalverband Lippe-Höxter, der mit insgesamt fünf Mannschaften in Aachen angereist war. Die gute Teamarbeit bewiesen die Lipper und Höxteraner unter anderem beim Trageparcours. Hier mussten die Retter eine Krankentrage, auf der eine mit Wasser gefüllte Schale stand, durch ein Fenster, über eine Wippe und eine Treppe sowie durch enge, verwinkelte Hindernisse führen. „Am Ende hat der Schiedsrichter gestaunt, wie wenig Wasser wir verloren haben. Das hat beim Wettbewerb auch viel besser geklappt als bei unserem vorherigen Training“, ist die ehrenamtliche Sanitätshelferin Kim stolz.
Der Einsatz der Helfer aus Lippe-Höxter blieb nicht unbelohnt: In der Kategorie der Sanitätshelfer ab 16 Jahren belegten sie den dritten und vierten Platz von insgesamt 12 Mannschaften aus dieser Kategorie. Dies war eine deutliche Verbesserung im Vergleich zum siebten Platz beim letzten Wettbewerb, die bei der Abschlussveranstaltung von den Ehrenamtlichen auch ausgiebig gefeiert wurde. Die drei B-Mannschaften aus Lippe-Höxter mit Nachwuchsrettern zwischen zwölf und sechszehn Jahren haben ebenfalls achtbare Ergebnisse erzielt, auch wenn sie nicht auf dem Treppchen landeten.
„Alle Szenen waren realistisch und können unseren Helfern auch so im Einsatz passieren“, resümiert Matthias Schröder, Vorstand des Johanniter-Regionalverbandes Lippe-Höxter, den Wettbewerb. Reitunfall, Herzinfarkt, Herz-Lungen-Wiederbelebung oder durch eine Kreissäge abgetrennte Gliedmaßen waren nur einige der Szenarien, die durch realistisch geschminkte Schauspieler dargestellt wurden. Schröder ist stolz auf seine Nachwuchsretter und auch, wenn es nicht zum ersten Platz gereicht hat und die Mannschaften sich damit nicht für den Bundeswettbewerb nächstes Jahr qualifiziert haben, ist er sich sicher: „2018 beim nächsten Landeswettbewerb in Bochum werden wir wieder unser Bestes geben und nach der Ersten-Hilfe-Goldmedaille greifen!“
Übrigens: Ein gutes Ende gab es auch für die beiden Verletzten beim Bühneneinsturz. Nachdem das zweite Sanitätshelferteam aus Lippe-Höxter unter Gruppenleiter Tino Skalecki (17) sichergestellt hatten, dass keine Gefahr von offenen Stromkabel oder weiteren einstürzenden Stahlträgern ausging, kümmerten sie sich um die beiden unter Schock stehenden Patienten, versorgten die Kopfverletzung des Mädchen, brachten den Jungen in die stabile Seitenlage und untersuchten Nacken und Thorax nach Verdacht auf Wirbelsäulen- und Brustkorbverletzungen. Dafür gab es viel Lob und eine entsprechend gute Punktzahl von den Schiedsrichtern.