Wie haben die Menschen im 16. und 17. Jahrhundert im Weserraum gelebt, welche Gewohnheiten hatten sie? Wie haben sich diese Gewohnheiten im Vergleich zu heute geändert, wie sieht das Leben der Bürger in Lippe heute aus? – Diese Fragen standen im Mittelpunkt einer Führung für Flüchtlinge aus Syrien, Iran, Irak und Eritrea im Weserrenaissance-Museum. Sie lernten dabei auch, wie sie als Interessierte einen Museumsbesuch vorbereiten können, wie sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Museum gelangen oder wie sie sich in der neuen Sprache im Alltag orientieren können.
„Im Weserrenaissance-Museum wird Flüchtlingen deutlich, wie eng die Geschichte ihrer Heimatregion mit der Geschichte Europas verflochten ist“, sagt Dr. Vera Lüpkes, Direktorin des Weserrenaissance-Museums. Die Grafschaft Lippe hatte um 1600 Kontakt zum Osmanischen Reich, zu dem u. a. das heutige Syrien, Iran, Irak und Eritrea zählten. „Westeuropäer faszinierte die orientalische Welt. Graf Simon VI., der Erbauer von Schloss Brake, besaß z. B. orientalische Seide und Teppiche, und drei Dromedare aus Anatolien. Gewürze, Pflanzen und Blumen wurden aus dem Osmanischen Reich importiert.
So stammen beispielsweise Tulpen, aber auch Flieder aus dem Osmanischen Reich. All diese Themen werden an verschiedenen Stellen im Museum aufgegriffen.“ Bei ihren Führungen gehen die Museumsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter dezidiert auf die historisch verankerte Beziehung ein: „Sie machen deutlich, dass der Kontakt damals wie heute Licht- und Schattenseiten hatte. In Glaubensfragen war man damals keinesfalls tolerant.“ Aus Sicht der Dozentinnen Bettina Hille und Stefanie Immich war der Besuch sehr aufschlussreich: „Im Rahmen der Einstiegskurse geht es stets auch darum, dass die Flüchtlinge den Alltag in ihrer neuen Heimat kennenlernen und sich in verschiedenen, alltäglichen Situationen bewähren. Dazu gehören neben Behördengängen, Verkehrserziehung oder Betriebsbesichtigungen auch Museumsbesuche.
Sie bieten die Chance, das erlernte Deutsch aktiv im Austausch mit dem Museumsführer bzw. der Museumsführerin anzuwenden.“ Der Landesverband Lippe unterstützt mit seinen Einrichtungen die Arbeit der VHS Lippe-Ost für Flüchtlinge. Ein Kurs der VHS Lippe-Ost findet aktuell in den Räumen der Burg Sternberg statt.
Hintergrundinfo:
Der „Einstiegskurs für Asylbewerberinnen und Asylbewerber mit guter Bleibeperspektive“ vermittelt Basiskenntnisse der deutschen Sprache und wird von der Bundesagentur für Arbeit im Rahmen des Arbeitsförderungsrechts, gem. §421 SGB III, gefördert. Ziel ist es, vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden Herausforderungen bei der Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt bzw. die Gesellschaft, diese zu fördern. Gefördert werden Flüchtlinge aus den Herkunftsländern Iran, Irak, Eritrea und Syrien.
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