Bei der Wahl zum Landrat des Kreises Lippe vom 13. September 2015 konnte sich bekanntlich noch keiner der drei Kandidaten durchsetzen. Werner Loke (Bündnis 90/ Die Grünen) ist mit 7,86 % der Stimmen ausgeschieden. Landrat Friedel Heuwinkel (49,58%) und Dr. Axel Lehmann (42,56%) konnten sich für die Stichwahl an diesem Sonntag qualifizieren. In Blomberg konnte Lehmann mit 47,05% sogar ein paar mehr Stimmen als der seit 16 Jahren im Amt waltende Heuwinkel (45,56) ergattern. Zwei Wochen Zeit für den weiteren Wahlkampf bis an diesem 27.9.2015 ein Ergebnis feststehen wird. Wir durften den beiden, die noch im Rennen sind, erneut Fragen stellen. Landrat Friedel Heuwinkel machte den Anfang.
Ganz knapp an weiteren fünf Jahren vorbei. Sind Sie enttäuscht?
Natürlich ist man enttäuscht, wenn das Ergebnis so knapp ausfällt. Trotzdem, um das Gesamte auch etwas positiv zu bewerten, freue ich mich darüber, dass ich bei der niedrigen Wahlbeteiligung dieses Ergebnis erzielen konnte. Ich sehe es als Vertrauensbeweis seitens derjenigen, die mich gewählt haben und mich durch ihre Stimme in meiner bisherigen Arbeit bestätigen und unterstützen. Gäbe es die 50-Prozent-Regelung nicht, hätte ich die Wahl gewonnen. Darüber freue ich mich und danke allen, die das Kreuz auf dem Stimmzettel hinter meinen Namen gemacht haben – dies erst einmal unabhängig davon, wie am Ende die Stichwahl ausgeht. Natürlich wünsche ich mir grundsätzlich eine höhere Wahlbeteiligung und in diesem Zusammenhang auch, dass alle, die am 13.9. schon einmal abgestimmt haben, auch am 27.9. ein zweites Mal wählen gehen.
Skizzieren Sie kurz den bisherigen Wahlkampf?
Grundsätzlich nutze ich den Wahlkampf dazu, um meine bisherige Arbeit und meine Ziele für Lippe der Bevölkerung im Kreis vorzustellen und näher zu bringen. Dies tue ich, weil ich vor allem möchte, dass diejenigen, die mich wählen, dies aus Überzeugung tun und meine Arbeit für gut und richtig befinden. Oder vielleicht auch einfach etwas neugierig auf die Umsetzung dieser Arbeit sind, auch das darf ein Motiv für die Entscheidung auf dem Stimmzettel sein. Wer gute Absichten und Ideen für Lippe hat, sollte diese vorstellen und sich darauf konzentrieren. Die Persönlichkeit der Mitbewerber anzugreifen, bringt letztlich niemanden weiter. Am wenigsten unseren Kreis Lippe.
Sinkende Wahlbeteiligung in Lippe. Ihre Einschätzung?
Es gibt sicherlich immer wieder mal politische Themen, die im ganzen Land, somit natürlich auch in den einzelnen Kreisen, Städten und Gemeinden Fragen aufwerfen. Manche Fragen, die nicht sofort beantwortet werden können, verursachen eine gewisse Unsicherheit auf der Seite der Bevölkerung. Das wird es immer mal geben und unsere Aufgabe ist es, diese Unsicherheit möglichst zu nehmen. Fragen, die sich stellen, müssen beantwortet werden. Das ist sicherlich nicht immer auf der Stelle möglich, aber wir alle müssen daran arbeiten, dass eine Vertrauensebene entsteht. Man muss kein Politikwissenschaftler sein, um sich eine Meinung zu bilden. Und genau da beginnt ja unsere Aufgabe: den Menschen, auch gerade denjenigen, die sich in ihrem Alltag nicht so intensiv mit Politik beschäftigen, nahe zu bringen, worin unsere Arbeit besteht, welche Aufgaben wir wie lösen und welche Absichten und Ziele wir verfolgen. Politik darf nicht kompliziert wirken, jeder muss unsere politischen Entscheidungen und Wege nachvollziehen können. An genau dieser Stelle anzuknüpfen ist ein ganz besonderes Ziel, das ich mir für die Zukunft auf die Fahne geschrieben habe. Ich denke, dass dann auch automatisch wieder mehr Interesse gerade bei unseren jüngeren Mitmenschen entsteht.
Wagen Sie eine Prognose für die Stichwahl?
Ich denke, wir beide, Axel Lehmann und ich, stellen und gerade täglich in etwa ähnliche Fragen und spielen alle Möglichkeiten gedanklich durch. Das gibt diese Situation einfach her und wir beide sind am Ende auch nur Menschen. Aber letztlich ist das, was in unseren Köpfen gerade vorgeht, völlig unerheblich für das bevorstehende Ergebnis. Außerdem bin ich mir sicher, dass wir in diesen paar Tagen niemanden mehr von irgendetwas überzeugen oder gar umstimmen müssen, da die eigentliche Wahl schon am 13.9. war und sich jeder in etwa seine Meinung längst gebildet hat. Das ist auch gut und muss so sein. Was wirklich für uns beide wichtig ist, ist die Wahlbeteiligung. Ich gehe nicht davon aus, dass all diejenigen, die nicht gewählt haben, sich aus Desinteresse oder Gleichgültigkeit zurückgehalten haben. Vielmehr könnte ich mir vorstellen, dass bei dem einen oder anderen auch Unentschlossenheit der Grund war. An diejenigen, für die das zutrifft, möchte ich appellieren, dass jede Entscheidung, die man trifft, zunächst einmal eine gute Entscheidung ist. Daher bitte ich Sie einfach, sich diese Zeit am 27.9. zu nehmen und zur Wahl zu gehen.
Auch Dr. Axel Lehmann stellte sich für ein paar Fragen zur Verfügung:
Sind 42,56% gegen den Platzhirsch ein gutes Ergebnis?
Das Etappenziel ist erreicht, die Stichwahl. Nur die wenigsten Herausforderer von langjährigen, etablierten Amtsinhabern zwingen diese in die zweite Runde. Insofern sind die 42,56% ein Erfolg. Außerdem habe ich gerade auch in Blomberg eine Mehrheit der Wählerstimmen erreicht. Das freut mich, und das macht mich optimistisch für die Stichwahl. Da werden die Karten wieder völlig neu gemischt. Da ist alles drin.
Skizzieren Sie kurz den bisherigen Wahlkampf?
Ich habe in den vergangenen Wochen und Monaten viel Zuspruch im Wahlkampf bekommen. Das Argument „Nach 16 Jahren ist es Zeit für einen Wechsel“ stieß bei den meisten Wählerinnen und Wählern auf Zustimmung. Auch das macht mich optimistisch. Ansonsten war und ist der Wahlkampf für mich eine spannende Zeit, in der ich eines nicht kenne: Langeweile.
Sinkende Wahlbeteiligung in Lippe. Ihre Einschätzung?
Wer nicht wählt, hat bald keine Wahl mehr! Die niedrige Wahlbeteiligung ist besorgniserregend und gefährdet auf lange Sicht unsere Demokratie. Sicher gibt es immer wieder Entscheidungen in der Politik, über die auch ich mich ärgere. Aber eine Politik, die es allen immer und überall recht macht, die kann es nicht geben. Ich hoffe, dass die Wahlbeteiligung bei der Stichwahl nicht noch weiter sinkt und werbe an Infoständen und bei Hausbesuchen aktiv dafür, wählen zu gehen.
Wagen Sie eine Prognose für die Stichwahl?
Nein, eine Prognose wage ich nicht. Entscheidend ist einerseits, wie sich die Grünen-Wähler entscheiden. Andererseits wird das Wahlergebnis maßgeblich von der Wahlbeteiligung abhängen.
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