HSG Blomberg-Lippe : SG BBM Bietigheim 26:25 (12:13)
Blomberg| DAS hatte wohl kaum einer für möglich gehalten am gestrigen Samstag in der Sporthalle an der Ulmenallee.
Im ersten Punktspiel der Serie kommt ausgerechnet Meisterschafts-Kandidat SG BBM Bietigheim in die Nelkenstadt.
Nach einer großartigen vergangenen Spielzeit musste André Fuhr viele schmerzhafte Abgänge verbuchen. Ebenso viele Neuzugänge hieß es in der Vorbereitung in den Kader zu integrieren, keine leichte Aufgabe.
Die Erwartungen an das neu geformte HSG-Team waren bodenständig. „Wir stehen vor einer schweren Saison“, betonte Fuhr stets. „Das Ziel – Klassenerhalt – steht im Vordergrund“.
Mit den anhaltenden Verletzungen von Lisa Bormann-Rajes, Alicia Stolle und Kasia Duran ist der Kader weiterhin geschwächt, so dass Fuhr mit seinen Reserven haushalten muss. Glücklicherweise ist die Zerrung von Franziska „Franzi“ Müller rechtzeitig zum Saisonauftakt auskuriert.
Bereits beim Aufwärmen war allen Aktiven die Anspannung ins Gesicht geschrieben. Bietigheim ist breit aufgestellt und hat sich einen qualitativ hochwertigen Kader zugelegt, die HSG war klarer Außenseiter in dieser Partie.
Nach Anpfiff kamen die Hausherrinnen besser ins Spiel, in den ersten 10 Spielminuten erarbeiteten sie sich eine 3:2 Führung, doch die Gäste zogen in den nächsten 4 Minuten mit 3:7 Toren an ihnen vorbei. Grund genug für André Fuhr das erste Mal eine Auszeit zu nehmen, um die junge Truppe wach zu rütteln. Bemerkenswert war der Einsatz von Gordana Mitrovic, sie verwandelte insgesamt 12 Tore, davon 3 7-Meter gegen ex Blombergerin Isabell Roch im Bietigheimer Gehäuse.
Leider legte Bietigheim noch eine Schüppe drauf, nach 16 Spielminuten zeigte die Hallenuhr 5:10 Treffer für die Gäste, doch die HSG bewies Kampfgeist. Bis zum Halbzeitpfiff verkürzten Müller, Klaunig und Mitrovic erneut. Auch Neuzugang Josefine Huber konnte ihren ersten HSG-Ligatreffer verbuchen, so dass lediglich ein Tor zum Ausgleich fehlte, als der Halbzeitpfiff ertönte.
Unter den 750 Zuschauern war die Stimmung bereits blendend, sollte vielleicht doch mehr drin sein? Der Auftritt des Fuhr-Teams war enorm, trotzdem gelang Bietigheim nach der Pause mehr. Bietigheims Rechtsaußen, die ehemalige Blombergerin Angela Malestein, übernahm das Zepter und schlug blitzschnell zu. Blomberg strauchelte und nach 38 Spielminuten steht es 15:19.
Die Schlussphase lässt sich mit wenigen Worten beschreiben: schnell, clever und kämpferisch. Mitrovic, Rüffieux und Gisa Klaunig warfen aus allen Lagen, mit Erfolg, eine gute Viertelstunde vor Schluss stand es nur noch 20:21.
Durch einen 7 Meter, geworfen erneut von Gordana Mitrovic, gelang in der 48. Minute der Ausgleich, Ersatzbank und Zuschauer hielt es ab nun an nicht mehr auf den Sitzen.
Eine Atmosphäre wie in einem Weltmeisterschaftsfinale lag in der Luft, nur eine Minute später markierte Laura Rüffieux den Führungstreffer. Die Halle brannte lichterloh, die 2 Punkte in Blomberg zu halten, es war zum greifen nah.
Es ging nun hin und her, Bietigheim glich aus, kam sogar durch einen 7 Meter wieder in Führung, Klaunig und Rüffieux drehten den Spielstand erneut. 25:24 war auf der Anzeigentafel zu lesen, 4 Minuten vor dem ersten Heimsieg nahm Fuhr mit dem Timeout noch einmal etwas Druck heraus, motivierte Spielerinnen dazu an die Grenzen zu gehen, und in der Defensive nichts zuzulassen, sowie das Publikum die Mannschaft zu pushen.
Mit Erfolg! Josefine Huber machte mit dem Treffer zum 26:24 den Sack zu, obwohl Bietigheim noch den Anschlusstreffer setzte, reichte es zum sensationellen Sieg.
Mit Abpfiff fielen alle Anspannungen von der HSG ab, die lange und harte Vorbereitung hat die ersten Früchte getragen. Wichtige Punkte sind in Blomberg geblieben, um so erleichterter und auch mit einer ganzen Menge Stolz war André Fuhr in der Pressekonferenz zu hören.
„Gratulation an die Mannschaft“, begann Fuhr. Scheinbar nach Worten suchend, die dieses Spiel beschreiben würden, kam nur ein stolzes: „Sensationell ! Wir haben ja gegen die halbe Nationalmannschaft, somit einem Meisterschaftsanwärter gespielt, darauf haben wir uns natürlich so gut es ging vorbereitet. Wir haben Handball mit Herz gespielt, und dadurch gewonnen“, führte André Fuhr weiter aus. „Und Laura Rüffieux, unser Abwehrterrier : Chapeau !“. So ergriffen hat man den Blomberger Trainer und Sportdirektor selten im Interview erlebt. Dieses zeigt deutlich, mit wie viel Herz und Energie dieser Mann den Handballsport lebt.
Mit Sicherheit darf man diesen Powerhandball vom gestrigen Nachmittag nicht als Maßstab für die kommenden Spiele nehmen. Trotzdem konnte die HSG Blomberg-Lippe auch dieses Mal beweisen, dass jede Menge Potential in ihr steckt.
Die HSG-Treffer erzielten Gordana Mitrovic (9/3), Laura Rüffieux (6), Gisa Klaunig (5), Josefine Huber (3), Franziska Müller (2), Katarina Pavlovic (1)
Trainer André Fuhr wird in der kommenden Woche im Handball-Fanclub-Talk auf Radio-Blomberg zu Gast sein. Man darf gespannt sein, wie er diesen Hammerstart nach ein paar Tagen Abstand bewertet und wo er vielleicht noch Handlungsbedarf sieht.
Die Sendung ist Live am kommenden Dienstag, 15. September ab 20 Uhr auf www.radio-blomberg zu hören.