Ärztekammer-Westfalen-LippeWindhorst: „Manchmal muss man die Menschen auch zu ihrem gesundheitlichen Glück zwingen“ Für die Einführung einer Pflicht zur Impfung gegen Masern hat sich die Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL) ausgesprochen. In einer gemeinsamen Sitzung haben der Kammer-Vorstand und die Vorsitzenden der zwölf Kammer-Verwaltungsbezirke einhellig dafür plädiert, eine verpflichtende Masern-Impfung einzuführen. Vor dem Hintergrund der jüngsten Masern-Ausbrüche sei deutlich geworden, dass Beratung, Information und Appelle allein nicht ausreichten, um die Impfrate in Deutschland zu erhöhen. Es sei auch ungenügend, lediglich eine Beratungspflicht vorzuschreiben. „Was wir brauchen, ist die Pflicht zur Impfung“, so ÄKWL-Präsident Dr. Theodor Windhorst. „Manchmal muss man die Menschen auch zu ihrem gesundheitlichen Glück zwingen. Das hat bei der Anschnallpflicht ja auch geklappt. Es darf keine weiteren Todesfälle durch Masern geben.“
Die Kammer fordert, dass der Besuch von Kindertageseinrichtungen wie Kindergärten und Kindertagesstätten nur noch für geimpfte Kinder möglich sein solle. Auch die Schulpflicht könne man mit der Impfpflicht koppeln, so Windhorst. „Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit, sondern eine gefährliche, schlimmstenfalls sogar tödliche Infektion“, sagt Windhorst. Wenn der Impfschutz gegen Masern in der Bevölkerung besser wäre, könne sich die Erkrankung nicht ausbreiten. Wer sich impfen lasse, schütze nicht nur sich selbst, sondern auch seine Mitmenschen.
Windhorst kritisiert seit langem die Impfmüdigkeit im Land. Zu wenige Kinder und Erwachsene ließen sich impfen. Zwischen dem elften und 14. Lebensmonat sollen Kinder das erste Mal gegen Masern geimpft werden, die Zweitimpfung wird dann im Alter von 15 bis 23 Monaten empfohlen. „Kinder sind ganz besonders gefährdet“, weist der Kammerpräsident auf ein hohes Gefährdungspotenzial hin. Deshalb sollten sie bereits vor dem Besuch von Kindergarten oder Kindertagesstätte geimpft sein, um dort kein „unnötiges und gefährliches Erreger-Reservoir“ entstehen zu lassen. Aber auch später sei ein Impfschutz immer noch möglich.
Windhorst: „Manche Erkrankungen sind aus dem Bewusstsein der Bevölkerung verschwunden. Wenn es aber wieder vermehrt zum Auftreten von Infektionskrankheiten kommt, die eigentlich schon überwunden schienen, ist das ein deutliches Warnsignal.“

Pressemeldung Ärztekammer Westfalen Lippe


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