Stiftung-Warentest-2-600x40Bei den Pedelec-Antrieben der ersten Generation (Classic+ Line) von Bosch können gravierende Probleme auftreten, wie der Hersteller einräumt. In einer „Serviceaktion“ tauscht Bosch defekte Antriebe aus – aber erst, wenn die Störung bereits aufgetreten ist. Besser wäre ein vorsorglicher Rückruf, bei dem der Antrieb im Fachbetrieb kontrolliert und vorsorglich ausgetauscht wird. Der Defekt kann nämlich zu gefährlichen Stürzen oder Kollisionen führen.

Als wäre die Kette gerissen
Pedelecs fahren nicht von alleine. Der Fahrer muss für sein Vorwärtskommen auch selber in die Pedale treten. Doch beim Bosch Classic+ Line Pedelec-Antrieb kann der Tritt ins Leere gehen. Wie Bosch in einem Info-Blatt für Fachhändler bestätigt, rutscht der Antrieb dann durch, als wäre die Kette gerissen. Auf so etwas ist niemand gefasst. Die Kontrolle über das Elektrofahrrad kann verloren gehen. Es drohen Stürze oder Kollisionen.

Schmiermittel stört die Mechanik
Das Problem ist das Schmiermittel. Es soll eigentlich die Beweglichkeit mechanischer Teile sicherstellen, stört aber die Funktion. Wer während des Radelns mal eine Tretpause macht und dann wieder losstrampelt, spürt zunächst keinen Widerstand. Irgendwann greift die Mechanik wieder. Das kann nach einem kurzen Augenblick oder auch erst nach mehreren Kurbelumdrehungen sein. Selbst erfahrene Fahrradfahrer werden durch solche Situationen aus der Fassung gebracht. Vor allem, wenn der Pedaleur an einer Steigung aufsteht, um im Wiegetritt bergauf zu fahren – und mit voller Kraft ins Leere tritt.

Austausch erst im Schadenfall
Bosch empfiehlt den Fachhändlern, erst dann aktiv zu werden, wenn der Fahrradfahrer beim Pedalieren Unterbrechungen spürt und das reklamiert. Ein vorsorglicher Austausch ist bislang nicht vorgesehen. test.de rät Nutzern von Fahrrädern mit dem abgebildeten Classic+ Line-Antrieb auf Geräusche zu achten. Knackt der Antrieb, sollte das Pedelec umgehend zum Fahrradhändler gebracht werden – erst recht, wenn der Antrieb „ruckelt“. Wo sich die nächste Vertretung für Bosch-angetriebene Pedelecs befindet, erfahren Sie unter der E-Mail-Adresse contact@bosch-ebike.com.

Testmodelle mit Bosch-Antrieb
Folgende Räder aus dem E-Bike-Test der Stiftung Wartentest vom Juni 2013 haben einen Antrieb der ersten Generation: Giant Twist Elegance C1 28, Kreidler Vitality Elite VE 3, KTM Macina Eight, Pegasus Premio E8, Sinus B3- 8-G Nexus und Stevens E-Courier SX. Die Pedelecs mit Bosch-Antrieb aus dem E-Bike-Test vom Juli 2014 besitzen bereits den Antrieb der zweiten Generation, bei dem laut Anbieter dieser Fehler nicht auftritt.

Kunden müssen mit Wartezeit rechnen
Der Austausch der Antriebseinheit dauert laut Bosch voraussichtlich fünf bis zehn Arbeitstage. Während der Fahrradsaison möglicherweise etwas länger. Die Kosten für den Austausch trägt Bosch. Die Aktion ist zunächst bis Ende 2016 befristet.

Im Falle eines Unfalls
Wer sich wegen eines plötzlich durchrutschenden Bosch-Antriebs verletzt, kann vom Hersteller des Fahrrads oder von Bosch den Ersatz der Behandlungskosten sowie die Zahlung eines angemessenen Schmerzensgelds verlangen. Aus Sicht von test.de ist das Durchrutschen des Pedals durch nicht richtig greifende Sperrklinken wegen der Konsistenz der Schmierung ein Konstruktionsfehler. Technische Geräte müssen so konstruiert sein, dass von ihnen im Betrieb unter normalen Umständen keine Gefahren ausgehen. Auf ein Verschulden kommt es nicht an. Hersteller müssen für Verletzungen und Schäden durch Produktfehler auch dann geradestehen, wenn ihnen kein Vorwurf zu machen ist. Einschränkungen: Sachschäden bis 500 Euro bleiben entschädigungsfrei. Schäden am Produkt selbst erfasst die Produkthaftung von vornherein nicht.

Pressemeldung Stiftung Waretest


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