Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich. Was man vielleicht schon mal in den Kreisligen der Nation erlebt hat, war heute allerdings alles Andere als akzeptabel. Die Spielerinnen waren bereits auf der Platte, liefen und dehnten sich wie gewohnt warm. Alles schien nach Plan zu laufen, aber irgendetwas war anders. Man sagt ja, wenn die Schiedsrichter nicht auffallen, haben sie alles richtig gemacht.
Nicht aufgefallen – JA, alles richtig gemacht? NEIN, vergaßen die angesetzten Schiedsrichter Ramesh und Suresh Thiyagarajahj aus Gummersbach sich ins Auto zu setzten, verweilten zur Anwurfzeit lieber auf ihren Sofas.
Was nun? Was tun? Das war das Motto kurzfristig der Verantwortlichen, sah man in vielen Gesichtern Nervosität, doch auch in allen anwesenden Augen Unverständnis.
Wer schon einmal Wettkämpfe bestritten hat weiß, dass direkt vor dem Spiel die Konzentration nahezu bei 100 Prozent ist, das Umfeld wird ausgeblendet. Durch eine solche Zwangspause besteht die Gefahr völlig neben sich zu stehen, da man aus der Phase der inneren Vorbereitung herausgerissen wird.
HSG-Hallensprecher Hartmut Ehlert hatte heute jede Menge zu tun, die wartenden und langsam ungeduldig werdenden Fans zu beruhigen und mit Infos zu versorgen.
Kurz vor Acht, eine Halbe Stunde nach dem offiziellen Anwurf, erreichten die spontan nachnominierten Referees die Sporthalle. So bejubelt wie heute, wurden die beiden jungen Männer wohl auch noch nie, war man aber sehr dankbar über ihre schnelle Anreise.
Zum Spiel – die HSG war heute heiß auf 2 Punkte, mit Göppingen auf dem 12. Tabellenplatz gelegen eine durchaus lösbare Aufgabe.
Xenia Smits gab in der 1. Spielminute das Tordebüt in dieser noch spannend werdenden Partie. Zwar konnte die HSG direkt in den ersten Spielminuten mit 3:0 in Führung gehen, bis Göppingen durch Anouk van de Wiel die Null von der Anzeigentafel verbannte. Apropos Anzeigentafel, was ist das? Die Uhrzeit lief nicht mit, große Verwirrung im Saal, doch das Schiedsrichtergespann hatte daran gedacht, ihre Uhren zu betätigen, Pluspunkt Nummer zwei. Blomberg machte immer wieder Druck, Xenia Smits, Laura Rüffieux und Franziska Müller gaben sich vor dem Göppinger Gehäuse die Klinke in die Hand, auch Gisa Klaunig setzte sich immer wieder gekonnt in Szene und netzte im heutigen Spiel ganze 9 Bälle erfolgreich ein.
Mit einem komfortablen Vorsprung von 19 : 14 ging es in die Halbzeitpause.
Halbzeit 2 startete erneut mit Powerhandball der Blombergerinnen, Lisa Bormann-Rajes zeigte auch dieses mal wieder, dass jederzeit mit ihr zu rechnen ist, auch sie traf 4 mal für ihr Team im heutigen Match.
Wer jetzt denkt, dass in diesem Spiel der sprichwörtliche Drops gelutscht ist, dem sei gesagt, nur wer Tore wirft gewinnt.
Es machte den Anschein, dass André Fuhr´s Schützlinge dieses vergessen hatten, ab Minute 41 verharrten die HSG-lerinnen ganze 10 Minuten mit 28 Treffern, währenddessen Göppingen Treffer für Treffer platzieren konnte. Die zwischenzeitliche Tor-Amnesie unterbrach Alicia Stolle in der 51. Minute mit ihrem Treffer zum 29 zu mittlerweile 25 Treffern der Gäste, die weitere Tore folgen ließen. Vier Minuten später brachte Milena Rösler die Gäste samt mitgereisten Fans zum Jubeln, schlenzte sie den Ball doch an Isabell Roch vorbei und glich zum 29:29 aus. Roch sichtlich unzufrieden mit ihren Hinterleuten, auch Fuhr wurde immer verärgerter über die Leichtsinnigkeit, mit welcher sein Team wichtige Punkte aufs Spiel setzte.
In der Schlussphase wurde es also noch einmal richtig spannend, die Luft in der Sporthalle an der Ulmenallee war zum Schneiden dick- ich erinnere noch einmal, die Anzeigentafel und somit die Spielzeit war nicht aktiv, niemand wusste so wirklich wie lange die HSG noch Zeit hat, den zwingend erforderlichen Führungstreffer zu setzen. Dank Laura Rüffieux gingen die Blombergerinnen in Führung, aber verspielten diese im Gegenzug direkt. Keine andere als Gisa Klaunig konnte für ihre Mannschaft und alle heimischen Fans durch ihre weiteren 2 Treffer die Führung zurückgewinnen, aber auch durch einen Block wie aus dem Lehrbuch, der den Ball 10 Sekunden vor Schluß vom Blomberger Tor ins Aus beförderte, machte diesen turbulenten Handballabend perfekt.
Am Wochenende geht es nach Weißrussland, dort tritt man im Europapokal gegen Minsk an. Das Rückspiel findet am 22.November um 16 Uhr in der Sporthalle an der Ulmenallee statt.
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