Christian-SprdlikSeit zwei Jahren ist TBV-Geschäftsführer Christian Sprdlik im Amt. In den stürmischen Zeiten im Jahr 2012 „ins kalte Wasser“ gesprungen, hat er in den vergangenen 24 Monaten viel erlebt und gemeinsam mit seinem Geschäftsführerkollegen Jörg Zereike viel bewegt. Anlass also, eine Zwischenbilanz zu ziehen und ihn zu den vielfältigen Themen rund um den TBV Lemgo zu befragen.

Herr Sprdlik, wenn Sie die letzten zwei Jahre betrachten, was ist Ihre persönliche Einschätzung?

Christian Sprdlik: Als ich ins Amt kam, erlebte der TBV Lemgo gerade die stürmischste Zeit seiner Geschichte. Die Situation war dramatisch, aber es ist uns mit vereinten Kräften gelungen, den „Patienten“ TBV Lemgo von der Intensivstation zu holen. Mittlerweile hat sich die Lage konsolidiert, wir sind wirtschaftlich solide aufgestellt und haben verlässliche Partner an unserer Seite. In der ersten Zeit waren wir hauptsächlich damit beschäftigt, die drohende Insolvenz abzuwenden, aber mittlerweile sind wir durch all die getroffenen Maßnahmen in relativ ruhigem Fahrwasser und haben endlich auch die Kapazitäten, andere wichtige Dinge anzugehen.

Was steht auf Ihrer Agenda ganz oben

Sprdlik: Wir befinden uns im Wiederaufbau und möchten uns die Sympathien, die wir vor der Krise hatten, peu à peu wieder zurückholen und aufbauen. Da kommt neben der sportlichen Leistung vor allem dem Marketing eine ganz wichtige Funktion zu, wenn es darum geht, die Zuschauer anzusprechen, mitzunehmen und zu überzeugen. Die Zuschauer und die Unterstützung durch die Region sind uns enorm wichtig und die Mannschaft braucht die Fans mehr als umgekehrt. Der Hexenkessel Lipperlandhalle muss auch wirklich ein Hexenkessel sein, das geht nur mit den Zuschauern

Wie sehen Sie den Stellenwert des TBV Lemgo in der Öffentlichkeit?

Sprdlik: Wir haben bereits ganz tolle Fans, die uns bei Heimspielen unterstützen, auch zu Auswärtsfahrten mitkommen, auf unserer Facebook-Seite kommentieren usw. Aber wir hätten gern noch eine breitere Fanbasis. Immerhin haben wir hier in der Region mit dem TBV eine Bundesliga-Mannschaft. Eine der 19 besten Mannschaften Deutschlands. Bundesliga! Das ist schon etwas Besonderes und in anderen Regionen fahren Fans regelmäßig mehr als 50 km zu jedem Heimspiel ihres Lieblingsteams. Wir haben das hier vor der Haustür.

Was tut der TBV Lemgo, um noch mehr Fans zu gewinnen?

Sprdlik: Wir befinden uns in einer Wiederaufbauphase und möchten wieder eine Euphorie entfachen. Natürlich steht und fällt vieles mit dem sportlichen Erfolg. Doch die Fans sind für unsere junge Mannschaft – die mit Abstand jüngste der Liga – immens wichtig und sind ganz oft der entscheidende 8. Mann, der ausschlaggebende Faktor gerade in engen Spielen. Es ist ein Geben und Nehmen. Wir erwarten nicht, dass die Leute von selbst zu uns kommen, sondern wir gehen auch den umgekehrten Weg und gehen auf die Fans zu. Im wahrsten Sinne des Wortes. Wir werden uns viel mehr auf Stadtfesten oder öffentlichen Veranstaltungen präsentieren, um mit den Menschen noch stärker in Kontakt zu kommen und sie für den TBV zu begeistern. Das ist Teil eines Konzepts, das noch mehr Aspekte hat.

Welche weiteren Aspekte meinen Sie?

Sprdlik: Die Fahnen-Rallye zum Beispiel. Das Bekenntnis zum TBV durch die Autofahne, wobei alle Teilnehmer noch dadurch belohnt werden, dass sie außerdem ein Trikot gewinnen können, wenn ihr Auto auf den Parkplätzen rund um die Halle mit der Fahne entdeckt wird. Wir haben mittlerweile zum zweiten Fantag eingeladen. Wir nehmen die Fans und Fanclubs mit, sie sind jetzt Teil der neuen Einlaufzeremonie, haben bei der neuen Hymne mitgesungen, sie proben neue Choreographien und bekommen von uns jede Unterstützung. Dies alles sind Projekte, die schon erfolgreich gestartet sind, aber wir haben noch einiges mehr in der Pipeline, sowohl im Online- als auch im Offline-Marketing.

Stichwort Bekenntnis: Der Rat der Stadt Lemgo hat eine Beteiligung an der TBV Lemgo GmbH & Co.KG jüngst mit knapper Mehrheit abgelehnt. Wie sehen Sie das?

Sprdlik: Ich möchte das nicht kommentieren, nur so viel, dass ich es sehr schade finde. Dafür haben sich aber andere Institutionen und Personen in hohem Maße für den TBV engagiert. Der Kreis Lippe hat, wie man weiß, in der Saison 12/13 die Hallenmiete gestundet und unser Landrat Friedel Heuwinkel hat uns immer voll und ganz unterstützt. Sicher immer auch in dem Bewusstsein, dass der TBV Lemgo ein Aushängeschild der Region ist. Dieser Faktor war auch für unseren Hauptsponsor Phoenix Contact immer von großer Bedeutung.

Welche Rückmeldungen haben Sie auf diese Entscheidung bekommen?

Sprdlik: Es gab viele Stimmen, die das sehr bedauerlich fanden. Es sind sogar Unternehmer aus Lemgo, die vorher nicht zum Sponsorenkreis gehörten, von ganz allein auf uns zugekommen und haben ihr Engagement angeboten, weil sie die Entscheidung des Rates bedauerten und den TBV als „Leuchtturm der Region“ unterstützen möchten. Das freut uns natürlich ungemein!

Wie würden Sie all die geplanten Maßnahmen und Konzepte zusammenfassen?

Sprdlik: Ich benutze da immer gern das Beispiel einer Pflanze. Man darf nicht nur die Blüte betrachten, in unserem Fall die Bundesligamannschaft. Man muss die gesamte Pflanze sehen, unseren Unterbau mit den Youngsters und allen Nachwuchsteams. Und man muss sich um die ganze Pflanze kümmern, ihr Nährstoffe zuführen, sonst verkümmert auch die schönste Blüte. Jedes Teil der Pflanze ist wichtig. Eins ohne das andere funktioniert nicht. So ist es auch bei uns. Die Mannschaft ist wichtig, aber genauso wichtig sind die Sponsoren, die Zuschauer und unser Nachwuchskonzept, in das wir viel Energie stecken. Wir gehören alle zusammen und können viel erreichen, wenn jeder Einzelne, aber auch das Gesamtgefüge stark ist.

Ein kleines Schlusswort. Wofür steht der TBV und was sind die Ziele?

Sprdlik: Wir haben Werte, die uns wichtig sind, die wir leben und vermitteln wollen. Dazu gehören Bodenständigkeit, Leidenschaft, Willen, Begeisterung und Verlässlichkeit. Wir empfinden uns als blau-weiße Familie. Profis, Youngsters, unsere Nachwuchsmannschaften, Zuschauer, Sponsoren, haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter – sie alle sind Teil dieser Familie. Noch sind wir als TBV Lemgo im Wiederaufbau, aber wir wollen wieder nach oben und ich bin ganz sicher, dass wir das auch schaffen werden.


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