Galerieausstellung im Lippischen Landesmuseum. Vom 17. März bis zum 29. Oktober 2017 ist Unterwäsche von 1900 bis 1950 zu sehen. Mode schafft und definiert einen fiktiven Körper, der das Schönheitsideal bildet und die normierte Konfektion bedient. Hierbei spielen Medien, wie Ratgeber und Werbung, aber auch die Theologie und die Medizin eine besondere Rolle, die von der Mehrheit der Gesellschaft ohne zu hinterfragen, übernommen und akzeptiert wird.
Bis in das frühe zwanzigste Jahrhundert ist die Mode eng mit der nicht emanzipierten Frau, der Mutter und ihrer Rolle im Haushalt verbunden. Ihr Verhalten und ihr Äußeres sollten tugendsam und züchtig sein. Nach dem Ersten Weltkrieg veränderte sich die Situation der Frauen grundlegend. Sie wurden selbstständiger, selbstbewusster und vielfach berufstätig. Dieses neue Lebensmuster spiegelte sich auch in der modernen Kleidung wider. Die frühere übliche Betonung der weiblichen Silhouette und die damit verbundene eingeschränkte Bewegungsfreiheit rückten in den Hintergrund. Hinzu kamen neue Hygienevorstellungen, so dass das Material der Unterwäsche sich von schweren dichten Leinenstoffen zu leichten und luftigen Stoffen wandelte. Die Frau trug unter ihrem Kleid die sogenannte Untertaille. Diese war auf Taille gearbeitet, und in Verbindung mit einer Hose oder einem Unterrock entstand die sogenannte Hemdhose, die im Laufe der 1920er Jahre zum typischen weiblichen Kleidungsstück wurde. Erst die Reformbewegung im beginnenden zwanzigsten Jahrhundert hatte dafür gesorgt, dass die Unterhose im Schritt zusammen genäht wurde. Auf der Rückseite war ein mit Knöpfen versehener Latz angebracht. Grund für das Tragen solcher mit einer „Schüttklappe“ versehenen Unterhosen lag vermutlich in der mehrlagigen, umständlichen, langen und weiten Kleidung der Frauen. Im Falle eines Bedürfnisses hätte man sich schnell all dieser Kleidungsstücke entledigen müssen… Mitte der 1920er Jahre trugen die Frauen knielange Hemdhosen. Seit den Dreißigerjahren waren die Schlupfhosen in Mode gekommen, die Vorläufer unserer heutigen Schlüpfer und Slips – natürlich weiter und länger als heute üblich. Insbesondere in Zeiten, in denen Geld und Material knapp waren, wie während des Zweiten Weltkrieges und in der Nachkriegszeit, strickte die sparsame und fleißige Hausfrau die Unterwäsche selbst. Diese Strickwäsche aus Wolle oder aufgerebbelten Zuckersäcken war vor allem kostengünstig, praktisch und warm, das Kratzen der manchmal groben Wolle musste man wohl oder übel in Kauf nehmen.
Die Galerieausstellung „Unter´s Hemd geschaut“, die bis zum 29. Oktober 2017 zu sehen ist, ist zusammen mit der großen Dauerausstellung zur Mode ein interessanter Gang durch die Geschichte der Kleidung.
Im Museum wird „unter‘s Kleid geschaut“
März 21, 2017
Kunterbunt