MRE-siegelSie sind überall: auf unserer Haut, in Mund- und Nasenhöhlen oder im Darm. Keime und Bakterien sind etwas Natürliches und oft Nützliches – doch sie können auch gefährlich werden. „Immer mehr Keime sind gegen immer mehr Antibiotika-Sorten resistent“, erklärt Dr. Helmut Günther vom Gesundheitsamt des Kreises Lippe. Deshalb wird auch der Schutz gegen die Verbreitung resistenter Keime immer wichtiger. Für ihre vorbildliche Vorbeuge- und Vorbereitungsmaßnahmen werden nun das Klinikum Lippe und die vier Kreissenioreneinrichtungen nun mit dem MRE-Qualitätssiegel ausgezeichnet.

 

MRE, das steht für „Multi-resistente Erreger“, wobei einige Erreger nur gegen ausgewählte Antibiotika, andere bereits gegen alle zurzeit existierenden Antibiotika immun sind. „Dann fallen wir auf den Entwicklungsstand vor 1950, vor der Entdeckung der Antibiotika, zurück, in der bereits kleine Infektionen tödlich verlaufen konnten“, erläutert Günther. Wenn Keime oder Bakterien nicht mit Medikamenten bekämpft werden können, dann sind natürlich besonders die Patienten gefährdet, deren eigenes Immunsystem geschwächt ist und deshalb nicht den Kampf gegen die Krankheitserreger aufnehmen kann. Das sind überwiegend Patienten, die eine Chemotherapie durchlaufen, ältere Menschen oder chronisch Erkrankte.

BUZ: Vom Landrat Heuwinkel ausgezeichnet mit dem Siegel für vorbildliche Vorsorge gegen die Verbreitung multi-resistenter Keime: (v.l.) von den Kreissenioreneinrichtungen Renate Pethig (Detmold), Thomas Plate (Oesterholz), Renate Reineke (Blomberg), Silvia Hoffmann (Lemgo) sowie Dr. Jens Gieffers und Dr. Helmut Middeke, Medizinischer Geschäftsführer des Klinikums Lippe.

 

„Dort, wo die Menschen besonders gefährdet sind, in unserem Klinikum und in den Senioreneinrichtungen des Kreises, legen wir besonderes Augenmerk darauf, die uns anvertrauten Menschen zu schützen“, erklärt Landrat Friedel Heuwinkel. Dass diese Anstrengungen nun durch das unabhängig geprüfte Siegel anerkannt werden, mache ihn besonders stolz.

 

Verliehen wird das Qualitätssiegel vom „Regionalen Netzwerk zur Prävention multiresistenter Erreger in Ostwestfalen-Lippe“ (MRE-OWL). In diesem 2009 gegründeten Netzwerk kooperieren alle Gesundheitsämter in OWL und die Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld. „Die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen dem öffentlichen Gesundheitsdienst und einer wissenschaftlichen Einrichtung ist in dieser Form in Nordrhein-Westfalen bislang einmalig“, lobt Landrat Heuwinkel. Um das Siegel zu erhalten, müssen Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen zehn Qualitätsmerkmale erfüllen. Dazu zählen unter anderem ein Screening von Risikopatienten auf MRE-Keime, innerbetriebliche Schulungen und Fortbildungsmaßnahmen oder die Einrichtung einer Hygienekommission. „Damit die Neutralität gewahrt wird, prüfen die Gesundheitsämter die Erfüllung der Kriterien nicht selbst, sondern das Land Nordrhein-Westfalen“, erklärt Dr. Günther.

 

„Wir haben für die Bewerbung um das Siegel nicht nur die Risikopatienten, sondern eine Woche lang alle unsere Neupatienten auf MRSA-Keime getestet“, erklärt Priv. Doz. Dr. Jens Gieffers, Krankenhaushygieniker des  Klinikum Lippe. „Das Ergebnis hat gezeigt: Die MRSA-Belastung der lippischen Bevölkerung entspricht den durchschnittlichen bundesdeutschen Werten. Das bedeutet, in Lippe gibt es zwar ein Ansteckungspotential mit antibiotikaresistenten Keimen, dem aber mit den ergriffenen Maßnahmen wirksam begegnet werden kann“, so Gieffers.

 

Landrat Friedel Heuwinkel und Dr. Helmut Günther gratulierten dem Klinikum Lippe und den Kreissenioreneinrichtungen bei der Siegel-Verleihung zur erfolgreichen Zertifizierung. Aber Dr. Günther warnte auch: „Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen, eine hundertprozentigen Schutz gibt es nicht.“ Auch in Lippe können Fälle von MRE-Erkrankungen passieren. „Wichtig ist dann ein professioneller Umgang mit den Erkrankten, damit sich nicht weitere Patienten anstecken.“ Deshalb ist Teil der Siegelkriterien ein detailliert Notfallplan für den Fall eines MRE-Falles.


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